Hawk & Kite - Vorahnungen aus Licht und Wind

Gast

Sonnenstrahlen, breit wie mehrspurige Autobahnen, brachen durch die vielfarbig blaue Wolkendecke und besprenkelten die weite Wiesenlandschaft. Ein einsames Haus, groß wie eine viktorianische Villa, jedoch durch seine eigentümlich gestrichene Fassade und den wilden Baustil weder Epoche noch Geschmacksrichtung zuzuordnen, stand inmitten der wogenden Gräser und schien Mittelpunkt der Helligkeit zu sein.

Der breite, überdachte Balkon, auf dem einige Blumentöpfe mit besonders hart gesottenen und widerstandsfähigen Pflanzen standen, spendete Schatten in der sommerlichen Hitze. Hielt man kurz inne und lauschte, so konnte man ein leises Knarren vernehmen, welches sich über das Geräusch des Windes legte, gleichmäßig und friedlich. Ein Schaukelstuhl, ein altes, hölzernes Gestell, welches irgendjemand aus sandfarbenen Eichenbrettern zusammen gezimmert hatte, stand auf der Veranda und schwang regelmäßig hin- und zurück. Auf ihm hatte eine junge Frau Platz genommen, den breitkrempigen Hut tief ins Gesicht gezogen. Zwar waren ihre Mundwinkel gesenkt und der Ausdruck auf den harmonischen Zügen ernst, doch strahlten die grünblauen Augen eine vollendete Gemütsruhe aus. Ihre ganze Haltung sprach davon, wie viel Entspannung dieser Moment und der Anblick der Weite mit sich brachte. Die Stadt, die man von dieser Seite des Gebäudes nicht erkennen konnte, war heute erstaunlich still: Der Wind wehte nach Norden, dadurch wurde kein Lärm zu ihnen herüber getragen. Und selbst wenn: Hawk wäre es egal. Diesen Moment würde niemand zerstören können, nicht einmal die lärmenden Menschen und ihre aufdringlichen Attitüden.

Die Wölfin in Menschengestalt gähnte entspannt, streckte ihre schlanken, unterschwellig bemuskelten Arme und kratzte sich Gedanken versunken an der Nase. Durch einen Luftzug lehnte sich die Birkenfeige, die rechts von ihr stand, zu ihr hinüber und kitzelte sie mit ihren immergrünen Blättern an der Nase. „Mh...“ Von irgendwo innerhalb des Hauses drang Musik an ihr empfindliches Gehör, brachte sie dazu, die Augen ein wenig weiter zu öffnen und müde zu blinzeln.

Was für ein fauler Tag und was für ein wunderbares Wetter. So sehr Hawk es auch versuchte, der Elan zum Arbeiten wollte sich nicht einstellen. Statt dessen sank sie etwas tiefer in den alten Schaukelstuhl, schwang die Beine über das Verandageländer und lächelte still.
Es wäre zu schön, wenn Momente wie dieser für die Ewigkeit wären, doch konnte die Fähe bereits in der Ferne düstere Wolken erkennen, die das laue Lüftchen zu ihnen herüber trieb. Noch ein oder zwei Stunden und es würde regnen.

[außerhalb der Stadt, in ihrem Haus, auf der Veranda | mit Kite | entspannt | Menschengestalt]

Gast

Müde streckte sich Kite auf dem Boden holzigen Boden aus und öffnete blinzelnd die Augen. Er brauchte einen Moment um sich zu orintieren, bis er verstand, dass er noch immer in seiner menschlichen Gestalt war und wohl, wie so oft in letzter Zeit, auf dem Boden eingeschlafen war. In letzter Zeit versuchte er sich darin einen ganzen Comic zu zeichnen, anstatt eines einzellnen Bildes und er fand, er kam gut voran. Auch wenn er oft eher unzufrieden mit dem Werk war und die Seiten wieder zerris.
Aber gestern? ... Der Kater drehte sich auf die Seite und blinzelte zu dem Bogen Papier rüber, der neben ihm lag. Gleichzeitig lauschte er auf Geräusche der Umgebung. Hoffte schon beinahe das Vertraute Kopfen aus der Werkstatt zu hören, doch dort war es still. Dafür gab es andere Geräusche. Musik! Hatte er vergessen es auszuschalten, oder hatte Hawk sie eingeschaltet? Wer wusste das schon. Und noch ein Geräusch. Ein Knarzen, was er zuerst nicht zuordnen konnte, doch schien es von draußen zu kommen.

Immer noch müde streckte der Schwarzhaarige sich und stand auf. Sein ganzes Körper schmerzte. "Das kommt davon, wenn man als Mensch auf dem Fußboden schläft.", meinte er zu sich selbst und nahm vom Boden eine Schachtel Zigaretten. Bestimmt war es schon Nachmittag. Zumindest kein früher Morgen mehr.
Vielleicht sollte er mal seiner Freundin Guten Tag sagen?
So spazierte der Gepard, immer noch in seiner menschlichen Gestalt, hinaus aus dem Haus und steuerte zielstrebig zu Hawk um sich im Schneidersitz neben sie und ihrem Schaukelstuhl auf dem Boden zu setzten. Durch die Gitter der Veranda sah er hinaus auf die Gräser und den Himmel. "Hmmm... Es wird wohl heute regnen.", stellte er fest und krammte nach einem Feuerzeug in seinen Taschen.

[außerhalb der Stadt, in Hawks Haus, zuerst im Haus, dann auf der Veranda | mit Hawk | verschlafen | Menschengestalt]

Gast

Die junge Frau machte sich nicht die Mühe, den Blick zu heben und zu sehen, wer sie mit seiner Gesellschaft beehrte. Sie wusste es sofort, denn Kites Präsenz und Geruch waren so unvergänglich und unvergesslich wie die Grundsätze der Physik. – Selbst wenn der Vergleich etwas abgeschmackt war. „Joh.“ Sie gähne lange und ausgiebig. „Ich wäre enttäuscht, wenn nicht. Ist zu warm hier.“ Geistesabwesend ließ Hawk die Hand vom Schaukelstuhl rutschen, spannte sie dann jedoch an und führte die schlanken Finger zielsicher zum Nacken ihres Mitbewohners. Dort angekommen begann sie unaufdringlich das kurze, flaumige Haar der Region zu kraulen. Die Mechanikerin registrierte erst allzu spät, dass er sich derzeit gar nicht in seiner wahren Gestalt befand.

Etwaigen Unarten ihres Partners und Mitbewohners kommentierte sie nicht. Die Wölfin in Menschengestalt war nicht der Typ Person, der einem sagte, was man tun und was lassen sollte. Mit derartigen Charakterzügen konnte sie nichts anfangen, ebenso wenig mit einer überwältigen Sorge um die Gesundheit anderer. Wenn Kite auf dem Fußboden schlief, schlurfte sie an ihm vorbei, legte ihm eine Decke über und okkupierte selbst das Bett. Rauchte ihr Freund, was zugegeben nicht selten vorkam, so bot sie ihm als Zeichen ihrer Zuneigung Feuer an. Was sagte einem das? So rar die Zeichen der Freundschaft auch gesät waren, konnte man nicht abstreiten, dass sie existierten.

Widerstrebend gab Hawk ihre entspannte Pose im Schaukelstuhl auf, zog beide Hände an sich und stemmte sich in dem massiven Holzgestell in die Höhe. Folge dessen saß sie einige Sekunden später relativ gerade und streckte ihre knackenden Glieder. „Der Kühlschrank ist bis auf den Whisky, zwei Familienpackungen Wodka, eine Milchschnitte, zwei kleine Jogurts mit Erdbeergeschmack und drei Gläser eingelegte Gurken gähnend leer.“, hörte man es brummen. Unentschlossen kratzte sich die Technikerin am Kinn und blickte mit gelangweilter Miene auf die wogenden Weiden. „Entweder wir jagen uns etwas oder...“ Sie schnaubte leise, ob der Einfachheit der Situation und womöglich, weil ihr solche Banalitäten zuwider waren. „...besuchen den Supermarkt am Stadtrand.“

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Kite schmunzelte nur, als Hawk meinte, dass es zu warm wäre. Er unterlies es ihr zu wiedersprechen, wusste sie wohl nur zu genau, dass er diese Wärme mochte. Er genoss die Sonnenstrahlen auf seiner Haut und schloss kurz genießend die Augen, wärehnd er seine Zigarette mit dem eben gefundenen Feuerzeug anzündete.

Das kurze Berühren von Hawk in seinen Nackenhaaren ließ einen wohlingen Schauer seinen Rücken hinabgleiten. Solche Situationen waren es immer, wo er sich wünschte, ein kleines Hauskätzchen zu sein, dass Schnurren konnte um den Genuss auszudrücken.
Viel zu schnell verschwand die Hand seiner Mitbewohnerin wieder und Kite öffnete wieder die Augen.
Ein kurzer Seitenblick verriet ihm, dass Hawk wollte aufstehen wollte. Oder zumindest nicht mehr sinnlos im Schaukelstuhl sitzen. Und es dauerte nur einen Augenblick bis sie ihn aufklärte, was in ihrem Kopf so vor sich ging.

"Wir waren schon lange nicht mehr in der Stadt.", stellte er einfach nur fest. Natürlich. Sonst wär der Kühlschrank nicht so leer. "Stell dir nur vor, wir bekommen einen Haufen Besuch heute Abend, was sollen wir ihnen dann nur anbieten?" Ein Grinsen verriet, dass er es nicht wirklich ernst meinte, ihn der Gedanke aber durchaus reizen würde.
Sie bekamen viel zu selten Besuch hier. Er konnte sich eigentlich nicht erinnern, ob sie überhaupt jemanden mal besucht hat. Höchstens zufällig verirrt.

Kite zog an seiner Zigarette und bließ den Rauch auch sogleich wieder aus, wobei seine Gedanken kurz abschweiften. Die Wissenschaft hätte sicherlich ihre Freude an dem Rätsel. Der Gepard stellte sich vor, wie es wäre, wenn er nach seinem Ableben siziert werden würde und man eine seine Lunge ganz schwarz vorfinden würde. Das war wahrlich ein köstlicher Gedanke, weshalb Kite auch lachen musste, oder eher Kichern, weil er versuchte nicht laut aufzulachen.
"Oder hast du lieber Lust zum Jagen?", fragte er Hawk. Ja, seine Gedanken wechselten schnell, aber leicht lachen musste er immer noch.

Gast

„Wenn ein Haufen Besuch käme, könnten wir den Besuch essen und müssten nicht einkaufen gehen.“, entgegnete Hawk betont trocken und lächelte humorlos. „Das wäre in meinen Augen die beste Möglichkeit. Du hast nicht zufällig Freunde, von denen ich noch nichts weiß, die wir einladen könnten?“

Die junge Frau warf ihrem Partner einen amüsierten Seitenblick zu, ehe sie die Schultern kreisen ließ und in aller Ruhe abwog, welche der beiden Optionen die praktischere wäre. Letztlich verging bestimmt eine Minute, ehe sie zu einem akkuraten Ergebnis kam: „Ich denke, wir könnten einkaufen gehen. Rein rational betrachtet, spart uns das Energie, wir laufen nicht Gefahr, in irgendjemandes Revier zu wildern und wir müssen dieses ganze Geld, das wir verdienen, ja beizeiten ausgeben.“ Mit einer gleichgültigen Geste erhob sich die Technikerin, wobei sie wesentlich geschmeidiger und eleganter wirkte als Sekunden zuvor. „Ich möchte ungern, dass dieses riechende Papier sich hier stapelt.“

Mit diesen Worten wandte sich Hawk um, angelte nach ihrer Jacke, die auf der mit Decken und Kissen übersäten Sitzbank unweit des Schaukelstuhls lag und tappte in das Hausinnere. Ganz zweifelsohne suchte sie nach dem Einkaufskorb, jenem aus Flechtholz, den sie einige Tage zuvor erworben hatte. Er fühlte sich angenehmer an als diese vermaledeiten Plastiktüten.

Gast

"Oh sicher. Ich hab ne Horde Freunde die du nicht kennst!", entgegnete er gespielt empört.

Wie konnte Hawk nur denken, dass er keine Freunde hätte? Nun ja. Im Moment war sie auch seine einzige Freunde, aber so ein paar Leute zum Abendessen wären nicht verkehrt. "Jedoch mag ich kein Menschenfleisch.", stellte er trocken fest. Nicht, dass er es jemals probiert hätte, aber es reizte ihn auch nicht.
Und während die Wölfin überlegte, zog der Gepard noch etwas mehr an seiner Zigarette und sah wieder in die Ferne.

"Hmmm.", machte Kite nur, als seine Partnerin sich entschloss einkaufen zu gehen. Ihm persöhnlich war es egal gewesen. Und er hatte überhaupt nichts dagegen in jemandes Revier zu jagen und er hätte auch nichts dagegen, wenn jemand anderes in seinem Revier jagen würde. Immerhin war genug für alle da. Aber da trafen wohl mal wieder zwei Welten auf einander. Hawk wollte nur im eigenen Revier jagen.
Während sie also ins Haus ging, stand er schon mal auf und streckte sich ein weiteres Mal. Eine Jacke hatte er schon an. Oder so eine Art Jacke zumindest. Und mehr brauchte er auch nicht, also wartete er geduldig, bis die Wölfin wieder raus kommen würde.
"Wir könnten aber auch irgendwo in der Stadt essen gehen, wie Menschen!", rief er fröhlich ins Haus, während er auf der Verande stand und ein paar weitere Züge inhalierte.

Da Hawk uns verlässt kommt dieses Nebenplay ins Archiv. Kite, wie sieht es mit dir aus?